Die häufigste Ursache für die Entstehung von Schilddrüsenknoten ist Jodmangel. Die Schilddrüse braucht für die Produktion der Schilddrüsenhormone Jod. Dieses Spurenelement wird normalerweise mit der Nahrung aufgenommen und ist neben jodiertem Speisesalz unter anderem insbesondere in Fisch, Meeresfrüchten, Algen und Milchprodukten enthalten. In der Schweiz ist die Häufigkeit der Jodmangelstruma deutlich gesunken, da das Speisesalz seit 1922 mit Jod angereichert wird. Ältere Menschen sind daher häufiger von Schilddrüsenknoten betroffen, weil früher die Jodversorgung schlechter war. Reicht die Jodaufnahme über die Nahrung nämlich nicht aus, versucht die Schilddrüse den Jodmangel durch Wachstum auszugleichen. Oftmals wachsen nur einzelne Areale in der Schilddrüse – es entstehen Schilddrüsenknoten, was als „Struma nodosa“ bezeichnet. Seltener kann es aber auch zu einer ausgeprägten, diffusen Vergrösserung der gesamten Schilddrüse kommen. Dann spricht man von einem Kropf.
In über 95% der Fälle sind Schilddrüsenknoten gutartig. Das klinisch relevante Schilddrüsenkarzinom ist selten und dessen Mortalität gering. In der weltweit grössten Karzinom-Registerstudie (SEER Programm, National Cancer Institute’s Surveillance, Epidemiology and End Results) konnte über einen Zeitraum von 30 Jahren zwar eine Zunahme der Häufigkeit von Schilddrüsenkarzinomen von 2.7/100.000 auf 7.7/100.000 festgestellt werden. Fast die Hälfte dieser Karzinome waren unter 1 cm und damit klinisch nicht relevant. In diesen Zeitraum blieb die Mortalität des Schilddrüsenkarzinoms auch mit ca. 0.5 Todesfällen/100.000 gleich niedrig. Die Studie spiegelt sehr gut die Problematik wieder der in unserem Zeitalter überall verfügbaren Schilddrüsensonographie, wodurch viele klinisch nicht relevante Schilddrüsenknoten entdeckt werden, die nicht selten für Arzt und insbesondere Patient eine diagnostische, therapeutische und emotionale Herausforderung darstellen können.
Kleine Schilddrüsenknoten sind meist symptomlos und stellen oftmals Zufallsbefunde bei einer Ultraschall-Untersuchung dar. Grössere Knoten können jedoch neben dem evidenten kosmetischen Problem auch Beschwerden verursachen. Diese sind sehr variabel und reichen von lokalen Schmerzen, Klosgefühl, Veränderung der Stimme, Heiserkeit, vermehrtes Räuspern bis hin zu Atem- und Schluckstörungen. Das direkte Draufdrücken kann ebenfalls Schmerzen verursachen. Produziert der Knoten unkontrolliert Hormone, so kann es zu einer Schilddrüsenüberfunktion kommen. Folgende Beschwerden können hierbei auftreten: Gewichtsverlust trotz gutem Appetit, Ruhelosigkeit, schneller Puls, Zittern, Durchfälle sowie übermässiges Schwitzen.
Hinweise auf eine Schilddrüsenvergrösserung:
• Druck- oder Klossgefühl im Hals
• Veränderung der Stimme, Heiserkeit
• Probleme beim Atmen und Schlucken
Auch wenn die allermeisten Knoten gutartig sind, so sollten dennoch neu entdeckte Schilddrüsenknoten einmal sorgfältig abgeklärt werden. Das Ziel hierbei ist es einen seltenen bösartigen Schilddrüsenknoten sowie eine Überfunktion auszuschliessen. Die meisten Schilddrüsenknoten weisen jedoch eine normale (euthyreote) Stoffwechsellage auf. Zudem sollte beurteilt werden, ob ein gutartiger Knoten einen Krankheitswert darstellt, da er für lokale Beschwerden verantwortlich ist, die bis dahin vielleicht auch nicht zugeordnet werden konnten. Nicht selten weisen auch gutartige Schilddrüsenknoten ein relevantes Wachstumsverhalten auf, wodurch sich die Notwendigkeit einer Behandlung zu einem späteren Zeitpunkt ergeben kann.
Mit einer ausführlichen Anamnese, der Befragung des Patienten zu seiner Krankheitsgeschichte, sowie einer vernünftigen Vordiagnostik kann in vielen Fällen die Bösartigkeit eines Schilddrüsenknotens ausgeschlossen werden. Folgende Untersuchungen sind Bestandteile der Schilddrüsendiagnostik:
Blutuntersuchung:
Bestimmung der Konzentration der Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin), T4 (Thyroxin) und TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon, Thyreotropin). Liegen diese Werte im Normbereich, ist eine Funktionsstörung der Schilddrüse ausgeschlossen.
Ultraschalluntersuchung (Sonographie):
Gilt als bildgebende Standarduntersuchung, bei der eine ganze Reihe von morphologischen Kriterien wie beispielsweise Grösse, Begrenzung, Gewebestruktur, Vorhandensein von Verkalkungen sowie Grad der Durchblutung beurteilt werden können. Ein sehr erfahrener Arzt kann anhand der Sonographie schon recht gut zwischen gut- oder bösartigem Schilddrüsenknoten unterscheiden.
Beurteilung der Durchblutung eines soliden Schilddrüsenknotens mittels Duplex-Sonographie.
Sonographische Darstellung eines Schilddrüsenknotens mit weit überwiegend flüssigen (zystischen) Anteilen (Pfeil). Diese Form der Schilddrüsenknoten ist besonders gut für die minimal-invasive Behandlung mittels Thermoablation geeignet.
Szintigraphie:
Eine nuklearmedizinische Untersuchungsmethode, bei der eine schwach radioaktiv markierte Jod-Variante in den Blutkreislauf gespritzt wird, das nachfolgend von dem Schilddrüsengewebe aufgenommen wird und bildlich dargestellt werden kann. Areale, in denen sich vermehrt Jod ansammelt, erscheinen in der Bildgebung gelb und rot, also in warmen Farben. Solche, wo nur wenig markiertes Jod vorhanden ist, sind blau-violett zu sehen und wirken deswegen eher „kalt“. Die Unterscheidung von Schilddrüsenknoten in „heiss“ oder „kalt“ hat folglich nichts mit Temperatur zu tun. Vielmehr geht es dabei um die Aktivität der Knoten, also ob sie Hormone produzieren oder nicht.
Nachweis einer unifokalen funktionellen Autonomie (unterer Schilddrüsenpol links im Bild) mittels 99mTc-Szintigraphie. Solch „heisse“ Knoten sind stets gutartig und können alternativ zur Operation mittels Radiojodtherapie oder Thermoablation behandelt werden.
Feinnadelpunktion:
Hierbei handelt es sich um einen kleinen Eingriff, der mit dem Einstich einer Spritze vergleichbar ist. Aus dem Schilddrüsenknoten werden mit einer sehr dünnen Nadel Zellen gewonnen, welche anschliessend am Mikroskop auf allfällige Veränderungen hin untersucht werden. Der negative prädiktive Wert liegt bei 98-99%, d.h. das Malignitätsriko bei einem negativen FNP-Befund ist praktisch nicht existent. Nach Ausschluss einer Funktionsstörung der Schilddrüse mittels TSH und Darstellung mittels Ultraschall ist die Feinnadelpunktion (FNP) die wichtigste diagnostische Untersuchung und sollte bei kalten Knoten ab einer Knotengrösse von 1.5 cm zusätzlich erfolgen. Das mittels FNP gewonnene Resultat ist ein wichtiges Entscheidungskriterium, ob ein Schilddrüsenknoten chirurgisch entfernt werden muss oder ob eine Thermoablation als minimal-invasive Behandlungsalternative infrage kommt.